Wir leben in einem Zeitalter großer technologischer Veränderungen und Fortschritte. Wissenschaft, Medizin, Social Media, Lebenskultur… Der Mensch von heute lebt in einer schnellen Welt, in der Leistung, Effektivität und Perfektionismus die Norm geworden sind. Auch die Beautybranche ist ein riesiges Business geworden. Immer mehr Geräte zur Antifalten-Behandlung treten in Konkurrenz zu den Händen der Kosmetikerin und modernste Pflegeprodukte, gefüllt mit synthetisch hergestellten Inhaltsstoffen und immer neuen Wirkstoffkomplexen, füllen die Regale der Parfümerien und Kosmetikinstitute. Falten sind mehr denn je „out“, dafür „Anti-Aging“-Behandlungen und -produkte bis hin zu medizinischen Eingriffen „in“. Denn das Alter und ihr wahres Befinden sollte man einer Frau ja niemals ansehen…

Mit 47 Jahren bin ich nun endgültig ausgestiegen aus all dem. Nach beinahe 30 Jahren in meiner Branche, der Branche der Schönheit. Um mich ganz der Naturkosmetik zu widmen. Ich bewerte nichts, für mich gibt es kein besser oder schlechter. Nur, für mich war es Zeit, mich zu erinnern. Ich erinnerte mich an altes Wissen weiser Kräuterfrauen und Kosmetikpionierinnen, an den Grundsatz „Wie innen so außen“ und an einen Satz einer von mir sehr geschätzten Biochemikerin, die einmal sagte: „Alle guten Dinge sind einfach“. Das gilt für die Haut, für Cremerezepturen wie für das Leben überhaupt für mich.

Es würde viele Bücher füllen, hier nun in den verschiedenen Bereichen in die Tiefe zu gehen. Doch ich möchte in diesem Artikel bei der Basis beginnen und einen kurzen Überblick darüber geben, warum echte natürliche Hautpflege für mich so sinn- und wertvoll für unsere Haut ist:

Beginnen wir mit dem Aufbau der Haut:

Unsere Haut ist unser größtes bzw. zweitgrößtes Organ. Ob nun Darm oder Haut flächenmäßig größer sind, darüber gibt es geteilte Meinungen. Auf einem Quadratzentimeter unserer Haut ist so Einiges los. So finden sich dort 6 000 000 Zellen unterschiedlichster Art, davon verschiedenste Sinneszellen, die äußere Reize und Berührung für uns erfahrbar machen sowie Schweiß- und Talgdrüsen. Hauttalg ist, entgegen der negativen Prägung durch die Kosmetikindustrie, von der Natur erdachte körpereigene kostbare Pflege und wichtiger Bestandteil unseres Schutzmantels. Denn er bewahrt vor Austrocknung und Wasserverlust. Und noch etwas findet sich auf unserer Haut:

1 000 000 Hautbakterien. Ihr habt richtig gelesen, 1 000 000 auf einem Quadratzentimeter. Diese Bakterien sind äußerst wichtig für die Gesundheit unserer Haut. Sie schützen uns vor Bakterien, Pilzen, Verunreinigungen aller Art und sollten von uns gut beschützt werden. Sie benötigen das saure Milieu unseres Säureschutzmantels auf der Hautoberfläche, dessen pH-Wert durchschnittlich bei 5,5 liegt, um optimal zu gedeihen.

Somit braucht unsere Haut, um gesund, rein und schön zu sein, sehr vereinfacht ausgedrückt:

Lipide – Feuchtigkeit – Unterstützung des Säureschutzmantels durch sanfte Ansäuerung

Dies klingt vielleicht nicht besonders elegant, doch es entspricht der Wahrheit. Aus diesen Bedürfnissen lässt sich eine ganz einfache Aufbau-Grundstruktur natürlicher Hautpflege ableiten. Wir geben unserer Haut vor allem das, was sie selbst enthält, um sie optimal in ihrer Schutzhülle unterstützen zu können.

Lipide: Pflanzliche Lipide unterstützen auf natürliche Weise unsere Haut, indem sie ihren Schutzmantel verstärken und sie vor Wasserverlust bewahren. Besonders die trockene Haut, deren Talgdrüsen nicht sehr aktiv sind, braucht reichhaltigere Pflege. Pflanzenöle sind außerdem wertvolle Wirkstoffe in Pflegeprodukten, da sie neben ihren spezifischen Fettsäuren verschiedene Begleitstoffe wie Vitamine und Flavonoide enthalten. Jedes einzelne Öl an sich ist ein wundervoller Wirkstoffkomplex und in intelligenter Kombination sind pflanzliche Öle auf natürliche Weise sehr regenerierend. 

Feuchtigkeit: Unsere Haut braucht Wasser, von innen und von außen. Mit dem Älterwerden oder in Zeiten von Stress verlieren wir Feuchtigkeit an sich sowie auch die Fähigkeit, diese in der Haut zu binden. Daher enthält eine ausgewogen formulierte Creme oder Emulsion meist viel freies Wasser, z. B. in Form von Hydrolaten, also Pflanzen- und Blütenwässern und Stoffe, die dieses Wasser in der Haut binden können, sogenannte Hydratisierer wie z. B. Harnstoff. Denn ohne diese Substanzen würde das Wasser auf der Hautoberfläche sofort verdunsten und hauteigene Feuchtigkeit mit sich nehmen, das bedeutet, noch zusätzlich austrocken.

Ansäuerung: Um die Haut zu stärken und in Balance zu bringen, ist es wichtig, wie wir schon wissen, den pH-Wert ihres Säureschutzmantels zu unterstützen. So fühlen sich unsere wichtigen hauteigenen Bakterien auf ihr wohl. Aus diesem Grund kann z. B. Milchsäure zugegeben werden. Sie dient darüber hinaus zur Feuchthaltung der Hornschicht. Auch das sanfte Einreiben der Haut mit einer Lösung aus verdünntem Apfelessig, das sogenannte Aqua Aceti, hat ähnliche Wirkung. Es kräftigt und durchfeuchtet die Haut und verleiht ihr ein rosiges, feinporiges und reines Aussehen.

Darüber hinaus:

Pflanzliche Wirkstoffe: Es gibt eine Vielzahl wundervoller Pflanzen, deren aktive Wirkstoffe aus Blüten, Blättern, Wurzeln oder Samen gewonnen werden und Naturkosmetikprodukte mit ihren kraftvollen Eigenschaften bereichern. Die Zugabe und harmonische Kombination verschiedener Pflanzenextrakte runden eine gute natürliche Pflege ab und verleihen ihr so große Wirksamkeit bei unterschiedlichsten Hautzuständen.

Ich habe mich für die Naturkosmetik entschieden. Da die Natur alles für unsere Haut bereitstellt, was sie braucht, um schön, rein und in Balance zu sein. Und wir Menschen ein natürlicher Teil dieser Natur sind und im Einklang mit ihr leben sollten. Aida Hoffmann, eine Pionierin der Naturkosmetik in Deutschland, entwickelte bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihrem Wissen um den Säureschutzmantel und die Kraft der Kräuter und Hausmittel bis zum heutigen Tag verwendete, wundervolle Rezepturen und kreierte die „saure Naturkosmetik“. Alle guten Dinge sind eben einfach.

Viel Freude beim bewussten Pflegen Eurer Haut im Sinne der Natur.
Nicol